Nach einer weiteren Nacht in Elliot Heads hieß es für uns am nächsten Morgen ziemlich früh aufstehen und auschecken, denn unser Ziel hieß: „Lady Elliot“, eine Koralleninsel im südlichen Great Barrier Reef. Der Flug mit einer kleinen Cessna startete von Bundaberg aus. Unseren Camper konnten wir auf einem überwachten Parkplatz am Flughafen abstellen und mussten keine extra Nacht auf einem Campground buchen, denn wir übernachteten auf der Koralleninsel.
Warten am Flughafen Bundaberg
Als wir am Flughafen von Bundaberg ankamen, war es dort ziemlich ruhig. Ein wirklich sehr kleiner Flughafen und eigentlich waren wir um 8 Uhr die Einzigen. Obwohl unser Flieger um 9 Uhr abfliegen sollte, war niemand am Schalter und auch sonst weit und breit kein Personal oder Gäste zu sehen. Wir waren etwas verunsichert, ob wir überhaupt richtig waren und es in Bundaberg vielleicht noch einen anderen Flughafen für die Abflüge nach Lady Elliot gab. Also fragte ich die Kassiererin in einem kleinen Café in der Eingangshalle, ob von hier überhaupt Flüge nach Lady Elliot abgehen würden. Erleichtert war ich, als sie meine Frage bejahte. Da entdeckte ich eine Person hinter einer Glastür zum Schalterraum. Immer noch verunsichert, da ringsum immer noch keine anderen Passagiere in Sicht waren, fragte ich den Mann und er sagte, ich solle noch etwas Geduld haben, die Piloten seien auf dem Weg. Ok, dann warten wir mal.
Inzwischen war es 8.30 Uhr und ein weiterer Passagier tauchte auf. Er hatte allerdings ein anderes Ziel als wir. Wir kamen mit ihm ins Gespräch. Er war auf dem Weg zu Hamilton Island, wo seine Segelyacht wohl dem Zyklon Debbie zum Opfer gefallen war. Bevor die Versicherung sich den Schaden ansehen sollte, wollte er sich selbst ein Bild davon machen. Mangels Direktflug musste er dafür von Bundaberg erst in den Süden nach Brisbane fliegen und von dort aus nach Hamilton Island. Welch ein Umweg. Zu alledem kostete ihn diese Flugverbindung 2.500 Dollar, die er allerdings später von der Versicherung zurück bekommen sollte. Das hofften wir für ihn. Mit Versicherungen ist es ja immer so eine Sache.
Inzwischen war ein Paar angekommen, das auch nach Lady Elliot wollte. Ihr Bauch war ziemlich rund, sie war hochschwanger. Sie fragte uns, ob es ein Problem sei, dass sie die Bescheinigung des Arztes nicht dabei hätte, worin er ihr bestätigte, sie dürfe fliegen. Woher sollten wir das wissen? Es war offenbar kein Problem, denn beide gingen mit an Bord, als wir die endlich in die Cessna einstiegen.
Der Flug nach Lady Elliot Island
Ich hatte André bereits vorgewarnt, dass Turbulenzen bei einem solchen Flugzeug schlimmer sein können, als in einer großen Maschine. Ich hatte die Erfahrung bereits in Neuseeland gemacht, wo ich mit der Cessna von Nelson nach Wellington geflogen war. Doch der Flug verlief ruhig, und entspannt flogen wir gegen zehn Uhr die Insel Lady Elliot an. Es bot sich uns eine fantastische Aussicht auf das umliegende Riff. Das Meer präsentierte sich in allen seinen Blau- und Türkistönen.
Ankunft am Lady Elliot Eco Resort
Nach unserer Landung wurden wir von Andreas, einem Deutschen, der das Eco-Resort auf der Insel leitet, sehr freundlich empfangen. Im Restaurant bekamen wir eine Einweisung in das Gelände und einen Stundenplan mit den angebotenen Aktivitäten. Wir checkten in unsere Unterkunft ein, die ein Zelt mit zwei Etagenbetten zur eigenen Nutzung darstellte. Die Unterkünfte konnten von zweckmäßig bis Standardzimmer gebucht werden. Da wir nur eine Nacht blieben, hatten wir im Voraus ein Paket mit Mittag-, Abendessen und Frühstück für den nächsten Tag gebucht. Die Abreise war für den kommenden Tag um 16 Uhr vorgesehen. Ein Ausflug mit dem Glasbodenboot, Schnorchelausrüstung, Flossen und viele Vorträge rund um die Insel waren inklusive. Extra kosteten Aktivitäten wie Tauchen oder eine geführte Riff-Safari. Die geführte Riff-Safari wollten wir mitmachen und so zögerten wir nicht lange mit der Buchung. Allerdings fiel diese zunächst wegen der hohen Wellen und der starken Strömung am äußeren Riff aus und wurde auf den nächsten Tag verlegt.
Schnorcheln innerhalb des Korallenriffs
Das störte uns nicht, denn die Lagune, die vom Restaurant aus direkt erreichbar ist, wartete auch noch auf uns. Also schnappten wir uns unsere Flossen und erkundeten noch vor dem Mittagessen das innere Riff. Aber Vorsicht ist geboten, Riffschuhe sind ein absolutes Muss. Wer keine im Gepäck hat, kann sich vor Ort kostenfrei welche ausleihen. Es gibt zwar feinen weißen Sand, aber durch die Masse der angeschwemmten groben und scharfkantigen Korallenstücke nicht zu vergleichen mit den Traumständen der Whitsundays zum Beispiel. Der Wind blies ziemlich stark wodurch es recht frisch war, aber im Wasser ging es. Eine wunderbare Unterwasserwelt tat sich vor unseren Schnorchelbrillen auf. Es dauerte auch nicht lange und wir bekamen zwei recht große Schildkröten zu Gesicht, die in der Lagune mit ihren scharfen Mäulern die Korallenstöcke bearbeiteten. Wir verfolgten sie mit Respekt durch die Korallenlagune. Zu meiner Freude sah ich auch einen Oktopus, der sich an die Koralle anpasste, in der er sich versteckte. Er versuchte ein Stück abgebrochene Koralle mit seinen Armen über sich zu legen, damit er noch weniger sichtbar wurde. Das klappte allerdings nicht so gut und eines seiner Augen blickte mich ängstlich an. Nach einer Weile waren wir etwas durchgefroren und schnorchelten zurück zum Strand. Wir freuten uns über dieses erste Erlebnis im Wasser und über die warme Dusche bevor wir zum Mittagessen gingen.
Schildkröten und weitere Tier-Entdeckungen auf Lady Elliot
Wir lernten eine Familie kennen, die direkt neben uns mit ihren Kindern im Vierbett-Zelt wohnten und gleich eine Woche auf der Insel verbrachte. Sie erzählten uns, dass sie auch schon von Cairns im Norden Queenslands aus eine Tour zum Great Barrier Reef gemacht hätten. Doch Lady Elliot hätte mit seiner Unterwasserwelt mehr zu bieten und es gibt nur eine bestimmte Gastanzahl, die die Insel besuchen dürfe. Dafür zahlt man natürlich auch mehr, aber mit dem Riff wird sorgsam umgegangen und die Schildkröten bei ihren sog. „Hatchlings“ unterstützt. Die Nester werden markiert, damit niemand darauf tritt und falls sich mal Schildkröten verirren, wird dafür gesorgt, dass sie den Weg Richtung Wasser finden.
Warum sich Schildkröten hier verirren können? Nun ja, die Zimmer und Zelte haben eine Außenlampe angebracht. Wird diese in der Nacht vergessen auszumachen, worauf man jedoch hingewiesen wird, kann es passieren, dass die kleinen Winzlinge, die sich auch am Mondlicht orientieren, vom Licht der Touristen angezogen werden. So geschah es wohl in der Nacht bevor wir eintrafen und die frisch geschlüpften Babyschildkröten krabbelten Richtung Licht zu den Zelten anstatt Richtung Meer. Die Mitarbeiter auf der Insel sind die Einzigen, die die Schildkröten anfassen dürfen. Als man es bemerkte, dass die Babys die falsche Richtung eingeschlagen hatten, wurden sie vom Personal in Körben aufgesammelt. Um die ängstlichen Schildkröten zu beruhigen, wurden sie im Korb für eine Nacht an einem dunklen und ruhigen Ort untergebracht.
Die Zeit am Anreisetag verging schnell und als es gegen 18 Uhr schon dunkel wurde, gab es auch schon bald Abendessen. Das Essen gab es in Buffetform. Es war genießbar, allerdings nicht der Hit. Für die Kinder wurde das Abendessen amüsant gestaltet, in dem am frühen Abend im Außenbereich des Restaurants Kinderfilme gezeigt wurden. Nach dem Abendessen durften wir das Personal begleiten und zusehen, wie die vom Licht irritierten Mini-Schildkröten ausgesetzt wurden. Jeder konnte auf die Winzlinge noch mal einen Blick werfen und ein Foto in der Dunkelheit machen (natürlich ohne Blitz). Mit einer Taschenlampe wurden sie ins Wasser geleitet. Schwups, weg waren sie auch schon und gingen auf ihre große Reise in den australischen Strom.
Das Interessante ist, dass die Schildkröten erst nach 35 Jahren zurückkehren um dann ihre Eier auf der gleichen Insel abzulegen, wo sie selbst geschlüpft sind. Das ist das Alter, in dem sie erstmals geschlechtsreif sind. Also mussten die Schildkröten mit ihrer stattlichen Größe, die wir in der Lagune gesehen haben, mindestens genauso alt sein. Nachdem wir die kleinen Schildkröten sich selbst überlassen hatten, begannen wir eine Nachtwanderung am Strand, denn wir konnten vielleicht Zeuge einer Eier legenden Schildkröte werden oder beobachten, wie neue Nester schlüpften. Wir wurden darauf hingewiesen, den Lichtstrahl der Taschenlampe nah bei uns zu halten, um die Schildkröten nicht zu stören. Unsere Wanderung war erfolglos. Dafür entdeckten wir ein paar hübsche Exemplare von Einsiedlerkrebsen und unzählige Phantomkrabben, die vor uns über den Strand weghuschten.
Um den nächsten Tag noch so weit wie möglich auskosten zu können, gingen wir früh schlafen. Zuvor wollten wir jedoch noch schnell duschen und besuchten die Gemeinschaftsduschen. Wir wunderten uns über die teilweise mit Wasser gefüllten Kübel am Eingang der sanitären Anlagen. In und auf Ihnen entdeckten wir wunderschöne giftgrüne Frösche, die uns in ihren Bann zogen.
Der nächste Tag mit zwei geführten Touren
Der nächste Tag begann mit einem zeitigen Frühstück mit anschließender Bootstour mit dem Glasbodenboot. Da es ziemlich windig war, schaukelte es ganz gut hin und her. Beeindruckt hatte uns die Tour nicht, da wir den Tag zuvor schon sehr schön in der Lagune geschnorchelt waren. Aber die Exkursion war im Preis, den wir gezahlt hatten, enthalten und man weiß ja nie, was man vielleicht doch noch entdeckt. Wir waren auf die geführte Schnorchel-Safari-Tour am Außenriff gespannt. Bis zum Mittag war wegen der Wind- und Strömungsbedingungen noch nicht klar, ob sie überhaupt stattfinden sollte. Also gingen wir erstmal zum Mittagessen. Wir bestellten einen Burger und Fritten und warteten leider wegen des hohen Andranges im Restaurant ziemlich lange. Zwischendurch erfuhren wir, dass die Tour stattfinden sollte und wir beeilten uns mit dem Essen.
Das Boot nahm seinen Weg zum Außenriff in Angriff. Die Strömung und die Wellen waren allerdings immer noch sehr stark. Vor allem die Wellen waren sehr hoch. Beängstigt von den Wellenbergen und Tälern allerdings doch voller Neugier sprangen wir ins Wasser. Der Guide führte uns und zeigte uns Rochen am Meeresgrund und weit entfernt Riffhaie. Es war ziemlich trüb und man konnte den Grund nicht so klar sehen. Doch für den geübten Guide war es ein leichtes uns die Meeresbewohner zu zeigen. Plötzlich tauchte eine recht große Meeresschildkröte unter mir auf. Einige hatten Unterwasserkameras dabei und konnten tolle Fotos von ihr schießen. Aber ich war einfach nur von ihrem langsamen Dahingleiten in den Bann gezogen und genoss diesen grandiosen Moment mit Ehrfurcht. Als sie im Blau verschwand, zogen wir weiter um neue Entdeckungen zu machen. Doch durch die hohen Wellen wurde mir nach dem fettigen Mittagessen beim Schwimmen übel. Ich musste mich übergeben. Also Schnorchel raus und Fische füttern. Etwas durchgefroren stiegen wir wieder aufs Boot, das seinen Rückweg durch die Fahrrinne mit immer noch hohen Wellengang antrat.
Zurück auf dem Festland war eine heiße Dusche sehr willkommen! Wir hatten uns eine extra Tasche mit Wechselkleidung gepackt, da wir nach dem Frühstück schon das Zimmer oder besser gesagt das „Zelt“ freigeben mussten. Es war bereits 15.00 Uhr und um 15.45 Uhr war Boarding angesagt. Frisch geduscht standen wir an der kleinen Landebahn und mussten uns leider schon von der Insel verabschieden.
Fazit über Lady Elliot:
Für uns war der Besuch auf Lady Elliot eines der schönsten Erlebnisse in Australien. Fernab vom Massentourismus in Cairns, wo jeden Tag viele Boote und Menschenmassen auf das Great Barrier Riff losgelassen werden, kann man die Schönheiten der Unterwasserwelt erkunden und bestaunen. Auch ist man dort vor Quallen und Salzwasserkrokodilen sicher, da die Insel 80 Kilometer von der Küste entfernt ist.
Aber unsere Reise war ja noch nicht vorüber. Nach unserer Rückkehr nach Bundaberg war unser nächstes Ziel „Agnes Water“ und „1770“. In der Dunkelheit fuhren wir den Captain Cook Holiday Park an, um ausgeruht in den nächsten Tag starten zu können.
Klingt super. Viel Spaß bei allen weiteren Abenteuern 🙂
Hey Klaus! Danke! Freuen uns über deinen Kommentar! Es werden noch einige Abenteuer folgen! 🙂