5 Tage Raglan – Surfen, Yoga und Hippie Atmosphäre


Nachdem ich zwei Tage in Hahei an der wunderschönen Coromandel Peninsula verbracht hatte, ging es morgens um acht Uhr mit dem Bus weiter nach Raglan. Für einen kurzen Pick Up Stop machten wir in Hamilton halt. Es gab nicht viel zu entdecken in einer halben Stunde und so kamen wir am frühen Nachmittag in Raglan an.

Ich hatte jedoch nicht über den Stray-Bus die Karioi Lodge gebucht, sondern eine Unterkunft in Raglans Backpackers & Waterfront Lodge – BBH. Wie sich im Laufe meiner fünf Nächte dort herausstellte, einer meiner Lieblingsunterkünfte in ganz Neuseeland. Es gibt kein Wifi, was ich gar nicht so verkehrt finde. Das Motto: „We don´t have wifi, we want to keep people social“. Eine gute Einstellung, wo doch heute keiner mehr auf sein Handy verzichten kann. Es hat jedenfalls gewirkt. Es gab gute Gespräche und man fühlte sich nie ausgeschlossen. Es gibt zwei Computer, die man in den Gemeinschaftsräumen nutzen kann und falls diese besetzt sind, findet man gleich um die Ecke die Bibliothek, die freies Wifi anbietet.

Es handelt sich bei dem Hostel um ein sog. „BBH“ (Budget Backpacker Hostel). Solche Hostels sind keine Ketten wie beispielsweise das Base (was ich überhaupt nicht empfehlen kann und die Beschreibung noch in meinem Bericht zu Wanaka und Queenstown Eingang finden wird). Es sind unabhängige Hostels, die privat geführt werden und gute Unterkünfte bieten, wie ich bisher erleben durfte. Wenn man in Neuseeland länger unterwegs ist, lohnt sich in jedem Fall die Beantragung einer BBH – Karte. Damit bekommt man immer einen günstigeren Preis als das reguläre Angebot. Alle Informationen hierzu sind auf www.bbh.co.nz zu finden.

Darüber hinaus kann man im Raglans Backpackers & Waterfront Lodge für nur 30 Dollar pro Tag einen Neopren-Anzug und ein Surfbrett ausleihen. Da der Surfstrand Ngarunui Beach etwa 10 Minuten mit dem Auto entfernt ist, bietet das Hostel Fahrgemeinschaften und Fahrzeuge an, um samt Material an den Surfstrand zu kommen. Auch sind erfahrene Surfer dabei, die Tipps während des Surfens geben. Und nach dem Surfen kann man in einer der vielen Hängematten, dem Hot Tub oder der Sauna relaxen und Energie tanken.

Raglans Backpackers & Waterfront Lodge
Raglans Backpackers & Waterfront Lodge

Wenn ich nun schon einmal in Raglan bin, dem Surfspot Neuseelands überhaupt, dachte ich mir, muss ich unbedingt das Surfen ausprobieren. Ich traf Bo, ein Mädel aus Holland, die auch mit Stray unterwegs war und wie ich einen längeren Aufenthalt in Raglan geplant hatte. Gemeinsam buchten wir eine Surfstunde bei der Raglan Surfing School an einem der nächsten Tage. Glücklicherweise wurde ein Pick Up Service angeboten, da diese nämlich bei der mit dem Auto 15 Minuten entfernten Karioi Lodge ansässig ist.

Als ich in mein gebuchtes 4-Bett-Zimmer einzog, lernte ich Nicola kennen. Sie kommt aus England und suchte nach einem Job in Neuseeland. Nach Raglan war sie für einen kurzen Urlaub gekommen, bevor sie ein Vorstellungsgespräch in Auckland hatte.

Das Wetter war regnerisch und sie wollte trotzdem die Umgebung erkunden. Mit zwei anderen Jungs aus dem Hostel, fuhren wir mit ihrem Auto zu den Bridal Veil Falls. Dies ist ein 55 m hoher Wasserfall, der über eine Steilkante in einen kleinen See hinabstürzt, welches sehr beeindruckend und eigentlich schön ist, aber es regnete in Strömen. Ich war hinterher einfach nur klitschnass und aufgrund des starken Regens habe ich auch keine Fotos mit dem Handy oder der Kamera machen können. Ist man auf dem Weg von Hamilton nach Raglan oder zurück, sind die Bridal Veil Falls es in jedem Fall wert einen Abstecher dorthin zu machen.

Da ich hörte, dass in der Stadt am Abend Konzerte aufgrund des bevorstehenden Soundsplashfestival am Wochendende  stattfinden sollten, fragte ich Nicola, ob wir nicht zusammen hingehen wollen. Nachdem wir dort ankamen, war es bereits 22 Uhr, und die Band Lime Cordiale sollte längst spielen, warteten wir fast 1,5 Stunden bis sich irgendetwas tat. Um die Wartezeit angenehmer zu gestalten, bestellte ich einen Rotwein. Nicola und ich waren uns einig, dass in dem Glas nicht besonders viel drin war, sahen wir doch andere „lokale“ Leute, die irgendwie mehr bekamen. Als die Band ihr Debüt in Neuseeland als Auftakt zum Soundsplashfestival 2017 gab, wurde ich zumindest mit der Musik entschädigt. Nicola´s Geschmack war es jedenfalls nicht direkt, aber sie meinte, man kann ja mal was Neues ausprobieren.

Am folgenden Nachmittag holte die Surfschule Bo und mich an der Bibliothek ab. Wir konnten allerdings nicht den direkten Weg zum Surfspot nehmen, da die Straße dorthin durch die Fahrzeuge der Festivalbesucher verstopft war. Wir nahmen einen sehr ländlichen Umweg, auf dem mir bei dem Geruckel fast schlecht wurde, hatten jedoch immer wieder einen tollen Blick auf das Wasser und die hohen Wellen bei schönstem Wetter. Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte. Nach einer einstündigen Verspätung am Surfspot bekamen wir nur kurze Neoprenanzüge und eine recht kurze Einweisung auf den Brettern und los ging es in die mächtigen Wellen, die in regelmäßigen Abständen auf den Strand zu rollten.

Es war schon ziemlich anstrengend überhaupt erst einmal rauszukommen, wo es sich dann auch lohnt aufs Surfbrett in Position zu legen, um die Welle zu bekommen. Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man das erste Mal eine Welle nimmt und es schafft auf dem Board zu stehen. Jauchzender Weise fiel ich anschließend ins seichte Wasser… und los ging es wieder raus in die riesigen Wellen. Bei einer der nächsten Versuche fiel ich jedoch vom Board und irgendwie war ich zu weit im seichtem Wasser und mein rechtes Knie knallte auf den harten Sand, als mich auch schon die nächste Welle von hinten erfasste. Völlig durchgeschleudert machte ich unbeirrt weiter. Nach dem ich dann auch nicht mehr gegen die Wellen ankämpfen konnte um raus zu kommen, war die Zeit auch um und ich lief zurück zur Neopren- und Boardausgabe. Das Gewebe unter meinem Kniegelenk war ordentlich angeschwollen und es hatte sich ein richtiges Ei gebildet. Ich bekam glücklicherweise einen Coolpack und wir wurden wieder nach Raglan gebracht. Die nächsten Tage war das Surfen für mich dann erstmal erledigt, ich wusste ja, dass ich für die Weiterreise mit Stray fit sein musste. Ich kühlte mein Knie und nach zwei Tagen verschwand die Schwellung.

Ngarunui Beach
Ngarunui Beach – Surfspot Nr. 1 von Neuseeland

Im Hostel werden auch Yoga-Stunden angeboten. Als ich die erste meines Aufenthaltes dort besuchte, war ich allerdings nicht sonderlich begeistert und so beschloss ich wieder für mich alleine zu trainieren. Wer jedoch noch nie Yoga gemacht hat, ist bei den Basics dort ganz gut aufgehoben und hat dort die Möglichkeit es einfach mal auszuprobieren. Ich muss sagen, dass Yoga und Surfen einfach gut zusammen passen, da man beim Yoga die Position des „heraufschauenden Hundes“ trainiert und diese auch die erste Position auf dem Surfbrett ist. Und nicht nur die Position, sondern auch die Konzentration auf den Moment wird trainiert.

Als Fazit für mich war Raglan ein tolles Erlebnis auf meiner Reise durch Neuseeland. Ich habe tolle Leute kennen gelernt, und vor allem Nicola, die ich in Auckland besuchen werde. Trotz unseren kurzen Kennenlernens, sind wir während meiner Reise immer noch in Kontakt und tauschen uns aus. Der Ort Raglan an sich ist recht überschaubar und hat neben ein paar Restaurants vier Surfläden zu bieten und ein paar süße Bohemian Shops. An jeder Ecke trifft man einen Straßenmusiker und die Stimmung in Raglan ist irgendwie besonders. Diese Worte treffen es wohl am besten: Surfen – Yoga – Hippies – Musik. Ein Ort, an dem ich mich sehr wohl gefühlt habe.

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